Das Filzpiano

Infiltration Homogen für Konzertflügel, der größte Komponist der Gegenwart ist das Contergankind war eine Kunstaktion von Joseph Beuys im Jahr 1966. Die Skulptur besteht im Kern aus einem in Filz eingenähten Konzertflügel.

Die Arbeit bezieht sich vermutlich auch auf das mythische Gründungsereignis des Künstlers: 1943 wurde ein Flugzeug der Luftwaffe auf der Krim abgeschossen. Tatarische Nomaden hätten sich um ihn gekümmert, indem sie ihn in Filz eingewickelt hätten.

Beuys verwendet Filz als Stoff um ein Klavier zu bedecken und es in ein stummes Objekt zu verwandeln. Durch diese Metapher und die um sie herum entwickelte Performance glaubte Beuys, das Wesen eines behinderten Menschen in seiner Aussagekraft darzustellen. Gleichzeitig ging es ihm darum, künstlerisch vorzuführen, dass ein Ding oder ein Wesen, das schweigt, dennoch eine Aussage produzieren kann, oder, wie Beuys sagte, einen „Innenton“ von sich gibt.

Die Skulptur entstand für eine Aktion:

Am 28. Juli 1966 fand in der freigeräumten Aula im Hauptgebäude der Kunstakademie Düsseldorf vor 508 Anwesenden zunächst ein Konzert der US-amerikanischen Musiker Charlotte Moorman und Nam June Paik statt. Plötzlich unterbrach Beuys deren Spiel und begann damit, einen vorher in graubraune Filzdecken eingenähten Bechstein-Flügel, auf den ein Griechisches Kreuz aus zwei roten Lappen aufgenäht war, in die Aula hereinzuschieben. Dies gestaltete sich schwierig, da der Flügel schwer und die Türe eng war. Nach der Aufstellung dieses Objekts nähte Beuys ein zweites rotes Kreuz auf und stopfte sich Bienenwachspfropfen in seine Gehörgänge. Dann entnahm er seiner Jackentasche ein kleines Spielzeugauto, das einen Rettungswagen darstellte und ebenfalls rote Kreuze trug, und ließ es unter dem Flügel hin- und herfahren. Anschließend holte er aus seiner Jacke ein Aufziehspielzeug aus Blech, das eine kleine Ente darstellte. Nachdem die Blechente aufgezogen war, ließ Beuys sie mit ihren mechanisch flatternden Flügen ebenfalls unter dem Klavier laufen. Dabei machte sie quack – quack – quack – quack, bis sie nach kurzer Zeit reglos umfiel. Danach schritt Beuys an eine zweiteilige Schultafel und schrieb mit Tafelkreide auf den oberen Teil die Worte IN DAS ZIMMER DES CONTERGANKINDES EINGEDRUNGEN HILFT IHM DIE MUSIK DER VERGANGENHEIT. An diese Worte fügte er zwei Fragezeichen an, eine Zeile darunter noch einmal fünf Fragezeichen. Den zweiten Teil der Schultafel zog er sodann von unten herauf und schrieb darauf untereinander die Worte DAS LEIDEN / DIE WÄRME / DER KLANG / DIE PLASTIZITÄT. Auf den oberen Teil der Tafel zeichnete er noch ein halbiertes Kreuz, das er mit der Zahl 508 versah. Nach diesen Handlungen wurde das Klavier wieder aus der Aula hinausgeschoben; die Aktion war damit beendet.